Die ETH Zürich verfügt über viele wichtige Baudenkmäler, die von namhaften Architektinnen und Architekten erbaut wurden und die für ihre Zeit als wegweisend gelten. Trotz Denkmalpflege ist es notwendig, diese Bauten regelmässig an neue Bedürfnisse und Vorschriften anzupassen. Dabei müssen hin und wieder Bauteile und Einrichtungsgegenstände weichen, die für ihre Epoche repräsentativ sind und den damaligen handwerklichen und kulturellen Hintergrund deutlich machen. Ausgewählte Objekte werden deshalb seit Jahren im Inventar «Bestände der Baukultur der ETH Zürich» erfasst und zentral gelagert.
> 750
ETH-Objekte
> 350
UZH-Objekte
220
Jahre
rund 300
Baufragmente
> 700
Möbelstücke
Im Jahr 2022 kam bei den Verantwortlichen der ETH Zürich der Wunsch auf, dieses Inventar Forschenden und Lehrpersonen sowie der interessierten Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen. So beauftragten sie Eyekon, welche bereits mehrere Projekte für die ETH-Bibliothek umgesetzt hat, die bestehende Online-Plattform auszubauen und weiterzuentwickeln. Im Rahmen eines ersten Design Sprints wurde klar, dass der ledigliche Ausbau keine grundsätzliche Verbesserung der User Experience bringen wird. Also entschloss man sich, eine neue Plattform zu entwickeln mit dem klaren Fokus, den Nutzenden die Recherche nach historischen Gegenständen und Baufragmenten so einfach wie möglich zu machen und den Zusammenhang zwischen Objekten und Bauten gut abzubilden.
Bis dato waren 700 Objekte im Bestand – und diese könnten unterschiedlicher nicht sein. So finden sich neben Abdeckplatten aus Kunststein, Tafeln auf Rädern, Stühlen aus Holz und ganz profanen Malerböcken zum Beispiel auch berühmte Spraybilder des Zürcher Künstlers Harald Naegeli. Ganz neu sollen auch sogenannte «Fragmente vor Ort» auf der Website präsentiert werden. Dabei handelt es sich um Bruchstücke im öffentlichen Raum wie Terrassen oder Mauern. Und auch die Gebäude der ETH Zürich sollen umfassend auf der neuen Plattform gezeigt und beschrieben werden.
Durch unsere Arbeit konnten wir hunderte Objekte sichern, dokumentieren und der Öffentlichkeit mit einer Vielzahl an Informationen online zur Verfügung stellen. Damit machen wir einen Teil der Geschichte unserer Hochschule für alle leicht greifbar und nachvollziehbar.
Projektverantwortliche für Baukultur, ETH Zürich
Eine erste Orientierung für den User bietet die Strukturierung des Inventars in die vier Kategorien Baufragmente (z.B. Türen, Backsteine oder Lavabos), Mobiliar (z.B. Stühle, Tische oder Leuchten), Fragmente vor Ort (Bruchstücke von historischen Terrassen oder Mauern) und Sonstige Gegenstände (z.B. Weichensignale, Poststellenschilder oder Bahnhofsglocken). Der perfekte Einstieg, um zu stöbern und zu entdecken. Wer sich hingegen gezielt für eine bestimmte Epoche, einen spezifischen Standort oder einen konkreten Hersteller interessiert, kommt über die umfangreichen Filtermöglichkeiten zu passgenauen Resultaten. Oder man gibt die Bezeichnung des gewünschten Objektes direkt in die Suche ein. Hat man gefunden, was man sucht, kann das Objekt mit den dazugehörigen Daten in einer Merkliste gespeichert, als PDF heruntergeladen und geteilt werden.
Jedes Fenster, Geländer oder Beistellmöbel wird durch die Mitarbeitenden der ETH Zürich detailliert erfasst und mit allen Eckdaten registriert, welche dem Nutzer dann ausgespielt werden. Darüber hinaus sind alle Objekte mit dem Gebäude verknüpft, zu dem sie gehört haben oder immer noch gehören. Zukünftig wird auch die Zuordnung zu Stockwerken und Räumen möglich sein. Und auch die Gebäude an sich sind umfassend dokumentiert – mit zahlreichen Bildern, Grundrissen, dem genauen Standort, der Entstehungsgeschichte und – eben – den zugehörigen Fragmenten und Objekten.
Was für Laien generell interessant sein kann, hat für Fachpersonen aus Lehre und Forschung eine grössere Bedeutung. So lassen die Objekte nicht nur Rückschlüsse auf Epochen und Herstellungsweisen zu, sie können auch zur Wissensvermittlung eingesetzt respektive ausgeliehen werden.
Insgesamt 1’000 Objekte sind mittlerweile auf der Plattform erfasst. Und es werden immer mehr. Vor allem, weil zusätzlich zum historischen Bauinventar der ETH Zürich nun auch das der Universität Zürich auf der Website publiziert wird. Bei einer solchen Fülle an Inhalten spielt das Design eine entscheidende Rolle. Es muss für Klarheit, Übersichtlichkeit und Auffindbarkeit sorgen. Und das schafft es, indem es die Such- und Filterfunktionen in den Vordergrund rückt, den einzelnen Objekten Raum gibt und für den User relevante Verknüpfungen bietet. Das Look & Feel der Seite orientiert sich durchgehend am Corporate Design der ETH Zürich.
Technisch wird das CMS Kirby als Framework für die Anbindung an das bestehende Katalog-System verwendet. Die Verwaltung der Objekte erfolgt weiter über das bisherige System.
In Zusammenarbeit mit der ETH Zürich ist es Eyekon gelungen, eine Plattform zu schaffen, die die Fülle der historischen Objekte sichtbar macht und gleichzeitig dafür sorgt, dass jeder einzelne schnell und einfach gefunden wird. Künftig soll das Angebot konsequent ausgebaut werden. So wird man bei jedem Gebäude die vollständige Denkmalschutz-Dokumentation sowie alle Pläne und Grundrisse einsehen können. Ausserdem wird jeder Raum eine eigene umfangreiche Dokumentation erhalten, in der man nachvollziehen kann, welche Renovation wann vorgenommen wurde und welche Objekte in dem Raum untergebracht waren. Damit sich das Bild eines jeden Gegenstands – und sei er allein auf den ersten Blick auch unspektakulär – in ein grosses, historisches Ganzes einfügt.
Der Best of Swiss Web Award zeichnet jedes Jahr herausragende Arbeiten mit Schwerpunkt Webtechnologie aus. Unter insgesamt 380 Einreichungen im Jahr 2024 gewann die Plattform Bestände der Baukultur Bronze in der Kategorie Public Value.
Best of Swiss Web
2024 – Bronze Public Value